MILFORDTRACK
3.03.2018
Robert schreibt:
Mit dem tracknet-bus um 9 uhr 45 vom DOC (Departement of Conservation) Te Anau nach Te Anau Downs startete für uns drei der viertägige Milfordtrack;
Für die Australier in der Gruppe zeigt der Busfahrer auf die Polizeistation (Black Humor zwischen Kiwis und Aussis? );
Wir passieren Manouka trees, von denen Honig oder Tee gewonnen wird, oder der biegsame robuste walking Stick, den einige Wanderer hatten;
In Downs steigen wir alle um in ein Boot von Fjordland Express, das uns in ca. 1h auf dem lake Te Anau bis nach Glade Wharf bringt;
Hier startet der 60 km lange Milford Track.
In Glade house spitzelt plötzlich die Sonne raus (vorher war es noch regnerisch und wolkenverhangen);
Erste Hygienisierungsstation gegen die Didymo-Alge;
Nach einer Swing bridge folgen wir dem Clinton river, klares, grünliches Wasser (fishing area), über das plötzlich ein Paar Blue Ducks fliegt;
Es tröpfelt schon wieder - Mauritz geht weiter ohne Regenjacke, er ist schon a halberter Kiwi;
Mittagsbrotzeit bei Regen am Fluss, als wir weitergehen kommt die Hütte schon 3 Minuten später (trotzdem war es uns Wert an diesem schönen Ort zu verweilen, trotz Regen);
Clinton hut mit (nur) 44 Lagerplätzen (bunk), vor 14 Uhr angekommen haben wir noch die Bettenwahl;
Führung mit Ranger Matt, die mit einer Vorstellungsrunde auf dem hölzernen Landeplatz (pad) über wetland beginnt: die U-shape der Berge ringsrum wurde durch die ehemaligen Gletscher geformt, die die Täler damals überdeckt hatten; Dadurch konnten keine Säugetiere kommen; durch die von den europäischen Siedlern mitgebrachten Nager, die keine natürlichen Feinde hatten wurden die heimischen Vögel bedroht (Bestand vom Kea geht weiter zurück, der des Robin erholt sich wieder dank der vielen Fallen für Ratten, Wiesel und Mäuse); ausserdem erzählt er von den silver beeches (mit kleinen Blättern), die hier im Regenwald zusammen mit Moos, Farn und Flechten dominant sind; auch von der Gefahr des flooding lernen wir (es kann schon mal passieren, dass man bis zum Nabel auf überfluteten Wegen waten muss); schließlich preist er uns glow Worms an, die durch Biolumineszens der Larven der Sand fly entstehen und nachts zu sehen sind;
Endlich Dinner kochen mit eigenem Geschirr (FertigtrockenMahlzeit mit kochendem Wasser zubereitet);
Die 4 kräftigen Kiwis aus Blenheim lassen es sich richtig gut gehen: Bierdosen, Steaks, Erpsen, Kartoffelbrei und noch Weisswein aus Plastikflaschen - alles selbst mitgebracht!
Zur Abenddämmerung bietet der Helikopter pad gute Sicht auf die umtreibenden Wolken in den Bergen - das hat magischen Charakter!!
Im Dunkeln sehen wir dann doch noch die glow Worms leuchten: 56 Stück.
4.03.2018
Robert schreibt:
Zum Frühstück machen wir Porridge mit Weinbeerl und Mandeln;
Abmarsch um 8 Uhr, es regnet, ich ziehe gleich die Regenhose über, der Weg ist teilweise schon geflutet vom nahen Clinton river, also ziehe ich die Schuhe und Socken aus und gehe barfuß durch; beim ersten Praerie-Shelter ziehe ich die Hose drunter aus und nur noch die nasse Regenhose an (nach dem Motto unten nass, oben möglichst trocken); Die 4 Kiwis aus Blenheim sind gleichzeitig am shelter und wir wärmen uns mit Talisker (Single malt) aus dem Holzbecher - seitdem heisse ich für sie nur noch Talisker; die Tschechin Jenna humpelt und ich borge ihr meinen heiligen walking Stick, sie ist mit Schuhen ohne Socken durch die Fluten gewatet, ob das gut geht; sie hatte einen Aal gesehen, der dabei an ihren Füßen vorbeischwamm;
Der Weka (huhnartiger Vogel der nicht fliegen kann) kommt hier und da wenig scheu daher und sucht Nahrung;
Den Dauerregen merke ich schon kaum mehr, so überwältigend ist die Landschaft: viele Wasserfälle stürzen seitlich über die Berge, der lake Praerie, in den sich einer ergießt, ist sehr idyllisch;
Einen reissen den Fluss müssen wir direkt überqueren da Brücke weggerissen - Albert geht gleich direkt durch, die Schuh waren eh schon nass;
Auf ca. 600 m Höhe erreichen wir Mintaro hut (42 bunk lager); der Schwedenofen bullert schon und alle wollen ihre nassen Sachen trocknen, schließlich greift Rangerin Allison ein und organisiert alles: trockene Sachen weg un nasse Schlafsäcke mit Priorität;
Wasser ist bei uns allen drei unten in den Rucksack eingedrungen - trotz Regenüberzug - wir können es uns nicht erklären;
Beim abendlichen Briefing zählt sie die verschiedenen Nationalitäten der Gäste auf (eine sehr bunte Mischung);
Sie empfiehlt sich gegenseitig zu helfen und, entgegen dem mütterlichen Ratschlag in der Jugend, feuchte Sachen gleich morgen früh anzuziehen so dass sie am body trocknen;
Die Kiwis aus Blenheim laden uns zu sich daheim ein für winery-Begehungen (Sauvignan Blanc);
Lisa aus Berlin hat nach 3 Jahren Arbeit als Frauenärztin erstmal genug, reist in NZ und will dann nach München umsiedeln;
Mein klammes Merinowandershirt stecke ich nachts in den Schlafsack: die immer zu heißen Füsse werden angenehm gekühlt und am nächsten Morgen ist es wieder trocken.
Mauritz schreibt:
Ich konnte es fast nicht glauben, dass wir knietief über weite Strecken durch die überfluteten Tracks gehen mussten. Natürlich wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass sich die Verhältnisse von Sonne auf Regen auf Schnee „ruckzuck“ ändern können (siehe Bild). Selbst glaubt man es nicht wirklich, da die ersten km durch den Regenwald auf parkähnlich ausgebauten Pfaden absolviert werden.
Jeder geht sein eigenes Tempo (die Maxime). Ich bin also allein unterwegs. Zuerst ist der Weg über ca. 20 m nur 3 ... 5 cm überspült. Ich freue mich schon, dass ich mit meinen Lowa Arco Mid (meine Neuerwerbung für Neuseeland) einigermaßen trockenen Fußes durchkomme. Um die „nächsten Kurve rum“ und nun ist der Weg erkennbar höher überflutet. Was tun? Einfall! Schuhe aus, Socken aus, Flip/Flop an und „durch“. Und das „durch“ ging dann im Wechsel zwischen feuchten, nassen und tieferen Wasserständen gefühlte 2 Stunden. Dann gaben die Flip/Flops den „Geist“ auf und ich hatte auch keinen „Geist“ mehr! Mir war kalt und nicht nur „gefühlt“, sondern auch in der Realität war nur noch der Raum zwischen den Pobacken trocken. Gottseidank war ein „Pavillon“ zu erspechten, in dem ich mich vollständig umzog. Natürlich nutzte ich den Unterstand um via Müsliriegel meinen Energievorrat wieder aufzufüllen. Dann kam Robert des Weges, wie ich „barfuß“, die Bergschuhe in der Hand mit der Sohle nach oben .... damit sich die Schuhe nicht von oben mit Wasser füllen! Keine 5 min. später erreichen wir den Bus-Stopp, den mit Albert vereinbartem Treffpunkt zum Mittagessen (welches allerdings ausfällt). Der Name Bus-Stopp hatte mich völlig in die „Irre“ geführt. Ich war der Ansicht, dass es eine Option gäbe mit dem Bus eingutes Stück der Tagesetappe abzukürzen. Weit gefehlt: keine Straße weit und breit und erst Recht kein Bus!
P.S.: Das gute an den Great Walks ist ja, dass man diese mit anderen gemeinsam machen. Heißt also: Wenn der oder die den Weg schaffen, dann „Ich doch erst Recht“. Eigentlich waren wir der Meinung, dass Mutter und Tocher aus China - gekleidet wie vom Sportplatz mit Leggins und Sportschuhen - als erste Aufgeben. Überhaupt nicht: alle sind wir durchgekommen!
Nachtrag: In Wanaka habe ich den Mit-Great-Walker aus Sachsen getroffen. Er erzählte, dass das Wasser am nächsten Tag (also an dem Tag, an dem wir auf der „Königsetappe“ unterwegs waren, hüfthoch war. Glück gehabt, „grins“.
5.03.2018
Robert schreibt:
Die von der Rangerin beschworene Hilfsbereitschaft ist in der Früh da: Mauritz hilft einer Chinesin mit Blasenpflaster aus, der Lady aus Virginia mit Hüftschmerzen bieten wir unser Arcoxia an, was ihr aber zu heavy ist, sie hat es eh schon mit dem Magen;
Die Königsetappe!! (angeblich schönste Wanderung der Welt)
Ab 8 Uhr früh gehen wir los um vor den 50 Leuten mit guide der Pamplona lodge etwas unterhalb unserer Hütte unterwegs zu sein (sie haben versorgungstechnisch nahezu volle Pamperung, alles mit Hubschrauber hochgeflogen, nur laufen müssen sie alleine);
Der anstehende McKinnonpass liegt schon in der Sonne, der Mond geht gerade unter;
Der gestern noch so brodelnde Clinton river hat sich über Nacht in ein Bächlein rückverwandelt;
Einige Serpentinen weiter oben erreichen wir das McKinnon-Memorial: bei der Ersterkundung durch den gleichnamigen Schotten in 1888 muss es noch ein echtes Abenteuer gewesen sein, im Bilderbuch auf der letzten Hütte sieht man es an den alten vergilbten Fotos, selbst das Wegspülen der Ausrüstung durch Hochwasser hatte ihn damals nicht aufgehalten;
Wir erreichen die Passhöhe mit gigantischer Aussicht: zurück ins kurvige Clintontal in dem noch tief einige Wolkenbänke wabern und zur anderen Seite der Baloon mit einem Restgletscher sowie unsere Richtung gen Milfordsound;
Hier ist ein würdiger Platz, den Christofminiatursinglemalt mit Trostpflaster auf sein Wohl in Abwesenheit zu geniessen;
Im nahen Shelter kochen wir uns Kaffee bzw. Tee, was gut tut;
Entgegen meiner gestrigen Befürchtung entwickeln sich keine Blasen an den Füßen;
Langer Abstieg durch Buschlandschaft; Vorbei an Wasserfällen, Mittagsbrotzeit beim Anders Cascade Shelter - die Sonne wärmt schon wieder intensiv;
Am nächsten stop, dem Quintin shelter, ist die Quintin lodge für die geldigen komfortgewohnten Wanderer, fragen wir frech wie wir sind ob wir ein kühles Bier haben dürfen: die guides stehen an der Tür und weisen uns freundlich ab, sie verkaufen kein Bier;
Wir machen dann den 45-minütigen Abstecher zu den Sutherland falls: das Wasser prasselt aus über 500 m nach unten und erzeugt eine gewaltige Spritzwasserdruckwelle so dass man gar nicht näher hinkommt aber trotzdem patschnass wird;
nach einer weiteren Stunde wandern kommen wir ans Tagesziel, der Dumpling hut (44 Bunk Plätze auf ca. 100m Höhe);
eine lange, unvergessliche Wanderung geht zu Ende; auf Empfehlung des freundlichen Amerikaners aus Virginia gehe ich zur Erfrischung noch kurz im nahen Bach baden;
Das Frischwasser auf der Hütte ist gelblich, soll aber laut Rangerin gut und trinkbar sein; sie ist beim Briefing sehr lustig, nicht richtig bei der Sache, wohl etwas stoned weil es ihr letzter Tag auf der Hütte ist (sie wird nach einer Woche abgelöst);
Den letzten Talisker gab es zum aufwärmen nach dem Regentag, leider haben wir die Flasche Bowmore von Albert in Queenstown gelassen, stattdessen trage ich seit Beginn eine volle Ersatzflasche Wasser, die ich nie benutzt habe - das nennt man Fehlplanung;
Die Koreaner bekommen von mir Mandeln geschenkt weil sie mich so gierig anschauen;
Die Asiaten (2 Chinesinnen, 2 Japaner und 2 Koreaner) integrieren sich null, sagen gerade mal überfreundlich "Thank you" oder "yes" wenn man sie anspricht - das muss was mit ihrer Mentalität sein;
Die Kiwis aus Blenheim lassen mich ihren roten Merlot probieren - es ist wirklich erstaunlich, wieviel an Essensverpflegung inkl. Alkohol sie im Gepäck hatten, dafür müssen sie auch noch den Abfall mitschleppen und haben wohl weniger Anziehsachen, da sie Kiwis sind;
Das feuchte Merinoshirt kommt in bewährter Manier wieder in den Schlafsack ganz unten.
6.03.2018
Robert schreibt:
Ab 6 Uhr rumoren im Lager, dann stehe ich halt auch auf (9h Ruhe genügen, von echtem Schlaf kann bei mir eh keine Rede sein);
Um 7 Uhr 30 gehen wir los um gemütlich das bestellte Boot um 2pm zu bekommen;
Es ist bewölkt und kühler geworden - Hauptsache nicht wieder Regen;
Die blonde untersetzte Kiwifrau mit der Piepsstimme hat einen Rucksack mit min 18 kg, auch für ihre 10 jährige Tochter die mitgeht, und trägt ihn tapfer;
Eine Mure hat bis auf einen freistehenden Baum den Wald weggerissen - die Rangerin hatte beim gestrigen Briefing gemeint es wäre wohl mit dem Sturm Gita (am Tag unserer Ankunft) passiert;
Am boats shed arbeiten DOC Ranger an der Bewahrung der natürlichen Landschaft - selbst sie schimpfen über die lästigen Sandfliegen;
Swing bridge über den Arthur river der sehr gemächlich dahin treibt so dass sich die umliegenden Berge im Wasser spiegeln;
Swing bridge ueber Mackay creek mit Aussichtsplatform auf Wasserfall und "Bell rock" (ein Glockenstein unter dem laut Rangerin etwas zu hoeren sein soll, fuer mich ist es zu eng und zu duster darunter):
Mit den ca. 50 Personen von den lodges gehen also taeglich knapp 100 Personen den Walk, in der Hauptsaison: die verteilen sich aber und man kann schon mal Stunden ganz allein fuer sich gehen:
Die Wegzeiten sind eher grosszuegig fuer gemuetliches wandern angelegt:
Nach 3h hoeren wir einen Flugzeugmotor in der Ferne; das erste Zeichen der Zivilisation seit Tagen! Wahrscheinlich ein VIP der sich ueber den Milfordsound fliegen laesst:
Ein eigenartiger Felsenweg oberhalb lake Ada - unten im See sehen wir einen fetten Aal der sich langsam im klaren Wasser dahinschlaengelt:
Brotzeit am Giant Gates Fall shelter mit einem Weka der neugierig am Rucksack zupft:
Nach ca. 6 Stunden Brutto erreichen wir Sandfly Point das Ziel der Etappe und des Milfordtracks -
insgesamt waren es 53,5 km walk - well done!
ein überwältigendes, unvergessliches Erlebnis!!
Ein vorher gebuchtes Motorboot bringt uns zusammen mit Weggefaehrten in 5 Minuten zum Busparkplatz des Milfordsounds:
Die Tschechin Jenna geht ab dem naechsten Tag schon wieder zur Arbeit als Fruechteverpackerin in Alexandra:
Der auch vorher gebuchte Bus nach Te Anau bringt uns in ca. 2h zurueck nach Te Anau, unterwegs gabeln wir noch die Wanderer vom Routeburntrack auf:
Im schon bekannten Lakeview Kiwi HP checken wir wieder ein (die eine Uebernachtung war schon Wochen vorher arrangiert nur um sicher zu gehen):
Traditionelle Biere der Marke Speights Gold im "Moose" zum gemuetlichen Ausklang und Runterkommen!
Kälteeinbruch, aber wolkenfrei;
Abends noch eine Gemeinschaftsladung in der Waschmaschine in loundry und Abwarten des Trockners bis halb 12;
Mauritz schläft auf dem Bett in seiner Winterjacke einen sudden aber seeligen Schlaf;
7.03.2018
Robert schreibt:
Gemütliches Aufstehen, der gebuchte Bus nach Queenstown fährt erst um 10 Uhr; Rührei zum Frühstück;
Der Bus hat deutlich Verspätung, das sei aber nicht ungewöhnlich, erzählt uns eine Angestellte vom DOC;
Auf der Fahrt hat der tracknet-Fahrer glatt eine Person stehenlassen die er hätte mitnehmen sollen: er erhält während der Fahrt einen entsprechenden Anruf, die Person, die zum Airport will wird privat zum anhaltenden Bus gebracht und dann übernommen - alles kein Problem, keiner der Beteiligten lässt sich aus der Ruhe bringen;
Die Strecke zurück nach Queenstown kennen wir schon, diesmal ist der lake Wakatipu ganz ruhig;
Die Sonne scheint kräftig und es ist richtig warm;
In Queenstown holen wir wieder unseren bewährten Nissan-Mietwagen ab, holen das für die tracks zwischengelagert Gepäck vom luggage room des ehemaligen Hostel ab und cruisen Richtung Wanaka.
Mauritz schreibt (Nachtrag):
Klug wäre es gewesen nach einer Nacht Aufenthalt mit dem Bus nach Devine zu fahren und gleich im Anschluss den Routbourn Track in Rückwärtsrichtung zu gehen. Nach 4 Tagen ließe man sich mir einen Shuttle (vorbestellen !) vom Anfang des Routbourn Tracks abholen und übernachted entweder in der Kinloch Lodge / Hostel oder in Glenorchy (damit spart man sich die Rückfahrt von Te Anau nach Queenstown und gewinnt nebenzu dadurch einen Tag). Am daraufolgend Morgen dann mit einem Bus oder Shuttle zurück nach Queenstown (vorher recherchieren, ggf. buchen).
Robert schreibt (ca. 10 Tage spaeter):
Fazit: es gibt einige glaubwürdige Hinweise aus zweiter Hand, die darauf hindeuten, dass die Great Walks im Allgemeinen eher überbewertet werden, Prestige-Charakter haben!
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