Mauritz (03.03.2018): Alle die mich näher kennen, wissen von meiner Passion bezüglich Outdoor Ausrüstung. Getreu dem Motto: Karbon statt Kondition versuche ich seit Jahren meine Kleidung, Ausrüstung oder was-auch-immer zu optimieren um mein Leistungsgewicht (PS/kg) zu verbessern. Oftmals mit dem Ergebnis, dass anstelle einem Anorak nun drei Jacken im Rucksack Unterschlupf finden müssen (Regenjacke/Hardshell, Softshell/atmungsaktiv - ohne Membran, Isolationsjacke) und damit oft das ursprüngliche Ziel ad absurdum geführt wird.
Nachfolgende Ausführungen sind natürlich nicht repräsentativ, insbesondere nicht für Robert (hat Kondition, ist nahezu kälteunempfindlich und minimalistisch).
1. Wanderschuhe
Als erstes stand die Frage nach geeignetem Schuhwerk für die Great Walks in den Neuseeländischen Alpen im Fokus. Einschlägige Outdoorforen und das „auf-den-Fuß / Schuh zoomen diverser Bilder von anderen Neuseelandbloggs halfen nicht wirklich weiter. Warum auch? Füße sind nunmal unterschiedlich und meine „besonders“.
Also es galt
a) einen Halux (mit „ungeheurer“ Druckempfindlichkeit)
b) normal breite Füße, aber
c) unterschiedlich lang mit
d) relativ flachem Spann und
e) unterschiedlich stark ausgeprägte Achillessehnen sowie
f) ausgeprägte Neigung zum „Schwitzen“
g) mit „plattfußgeschuldeten“ („plus“ 1cm Sohlenlänge) orthopädischen Einlagen
h) und Kompressionsstrümpfen
in Einklang zu bringen.
Die erste Frage aber war, sind meine Hanwang Alaska (eher für‘s Grobe, ca. 1900 g mit Gore-Tex Membran) oder meine in Korsika auf dem GR 20 bewährten Volllederschuhe Hanwag Lhasa Damenmodell (ca. 1500 g) die richtigen?
Antwort 1: Nein!
Die Schuhe sind einfach zu schwer um sie, wenn nicht an den Füßen, im sowie schon schweren Rucksack mitzuschleppen (mal unabhängig vom notwendigen Packvolumen im Rucksack oder außen drauf - hin/herschaukelnd)
Antwort 2: Nein!
Im Fjordland in Neuseeland, insbesondere auf dem Milford Track fällt im Jahr bei 200 Regentagen ca. 8 Meter!!! Niederschlag mit einhergehender hohen Luftfeuchtigkeit. Meine Befürchtung: „Ich kriege die Schuhe über Nacht nicht mehr trocken“.
Antwort 3: Jein!
Bei der Einreise nach Neuseeland wird an den Flughäfen von den Behörden extrem darauf geachtet, dass keine Erd-, Gras-, Gesteins-, XY-Reste insbesondere an Bergschuhen, Zelten ... zu finden sind. Ein weiterer Grund auf das Abenteuer: „Ich kaufe neue Bergschuhe einzugehen“.
Und jetzt?
Also auf zum Bergschuhkauf (der letzte hat ca. 6 Monate gedauert. Die Kollateralkosten - ohne Zeitaufwand - waren in der Größenordnung des Kaufpreises)!
Aber was und welche?
Klar war nun: Die Neuen müssen leicht(er) sein und wasserdicht und schnelltrocknend.
Damit war auch klar: mit Membran und ohne Lederinnenfutter, also ein sogenanntes Textilinnenfutter.
Nicht klar war: Schuhe ohne Knöchelschutz, z.B. Approachschuhe (mit bewusst wenig ausgeprägter Dämpfung, z.B. Garmont ..:), sehr leichte Trailrunningschuhe (kaum/kein Seitenhalt, mit griffiger aber abrasiver Sohle, z.B. La Sportiva ...) oder einen Outdoor-, Offroad-, Universalschuh (z.B. Salomon GTX). Oder halbhohe Schuhe über den Knöchel gehend (bei diesen kannte ich - mangels Besitz und damit mangels Erfahrung am wenigsten aus).
Also was tun?
Auf zu fachkundigen Sportgeschäften mit erfahrenen Fachverkäufern mit eigener Bergschuherfahrung und! AUSWAHL. Nicht einfach! Aber in Ronsberg (sehr zu empfehlen), Penzberg, Aubing und München Marienplatz und inzwischen eingeschränkt, in München am Isartor und Friedberg findet man entsprechende Fachgeschäfte. Na klar habe ich alle!!! diese Fachgeschäfte - in Kaufabsicht wohlgemerkt - beehrt (aber nicht ohne die feste Absicht schon im ersten Geschäft die richtigen zu finden). Im ersten Schritt sind‘s dann die Salewa Mountain Trainer GTX - garantiert „blisterfree“ geworden. Hatten im Geschäft perfekt gepasst, allerdings ohne meine orthopädischen Einlagen. Mit Einlagen (natürlich erst daheim bemerkt ☹️) bin ich aus der blisterfreien Ferse „rausgeschlupft“. Merke: mit Einlagen die Schuhe probieren! Empfehlung: Erst Einlagen kaufen - Orthopädie, oder im Fachgeschäft, dann Schuhe probieren. Warum? In den letzten Jahren habe ich keinen XY-Schuh mit guter Innensohle getroffen. Und: Der Wert einer Inmensohle wird „landläufig“ unterschätzt.Also letztlich die Wahl zwischen dem Lowa Iron GTX Mid und dem Lowa Arco GTX Mid. Der Iron ist - so Origenalton des Verkäufers - für „Veganer“, da keine tierischen Bestandteile zur Herstellung des Schuhs verwendet wurden. Ein stylischer, sehr moderner Schuh mit Gore-Tex Membran und einer Sohle vom Reifenhersteller Continental. Eigentlich ein „buy“, aber ich bin bei Neuprodukten immer etwas skeptisch (in dem Fall bezüglich der Praxisbewährung des neuen Obermaterial Mix. Zudem drückt die Zunge. Ergo: Ich bin Besitzer des Lowa Arco Lederschuhs mit Gore Tex Membran und Lowa Sohle. Schon beim ersten Probeläufen mit den Einlagesohlen daheim fällt mir auf, dass die Zungenfixierung in Praxis nicht greift, der rechte Absatz weniger dämpft wie der linke und die Schuhe auf regennassen Teer null Grip haben. O.K. Anruf in Lowa Support in Jetzdendorf (die Heimat des Schuherstellers). Superfreundliche Beratung und das Angebot die Schuhe einzuschicken und die Härte zu prüfen. Leider war mir das zeitlich zu eng, so dass ich mich - auch neugierig auf Jetzendorf geworden - bei Time auf den Weg dorthin machte. Und wieder superfreundlicher und superkompetenter Mitarbeitet. Ein Zungenhaken (Patent Lowa: x-...) wurde kostenlos angebracht. Die Härteprüfung der Sohle brachte kein Ergebnis, den Absatz zu prüfen war nicht möglich. Auf das Angebot kostenlos die Sohle samt Absatz könnte ich - eine Woche vor Abflug - nicht eingehen. Mit 1020g/Paar sind die Schuhe wahrlich „Leichtwandershuhe“ und damit nicht schwerer, wie Low-Approachschuhe oder stabile, mit Zehenkappe versehene Samdalen.
Resümee zur Wander- Bergschuhauswahl
Nachträglich eine kluge Entscheidung Gore Tex Schuhe zu wählen; da erstens: „ab und an schon sehr, sehr feucht“ und zweitens: „Schuhe müssen draußen bleiben“ (dürfen nicht mit in die Huts und sind demzufolge den Unbilden der Witterung nur mit Schutzdach ausgesetzt ;-), trocknen also nicht.
Lessons learned zur Wander- Bergschuhauswahl
Eher eine sehr, sehr gute Entscheidung halbhohe GoreTex Stiefel zu wählen, denn am zweiten Tag des Milford Tracks regnete es unablässig und ... die Pfade standen oft mehrere cm über lange Strecken unter Wasser (Ich bin dann auch fast 2 Stunden mit FlipFlops gelaufen, da immer wieder überschwemmte Pfade - ohne Umgehungsmöglichkeit - mit bis zu knietiefem Wasser zu durchwaten waren. Danach waren die FlipFlops kaputt. Lessons learnd: Superleiche Sandalen mit Zehenschutz mitnehmen (Teva, Merell, ...), ggf. mit Neoprensocken (dann mit dünnen Neoprensocken probieren). „Zu ggf.“: Eigentlich ein Schmarn, da nur für eine Etappe relevant und, ... man kann ja auch besseres Wetter haben.
ABER: Die Kiwis (also die Einheimischen) laufen in kurzen Hosen, Regenschutz am Oberkörper und mit Socken in irgendwelchen Schuhen (gefühlt: Universal Outdoor Schuhe ohne Membran ohne Leder). Die Schuhe bleiben beim durchwaten an! Also man sieht bei den Mitwandereren jede Art von Schuhwerk. Sind daher meine Gedanken zum Thema „unsinnig“? Ja, für jeden Kiwi. Nein für jemanden wie mich, der sauch Outdoor einen gewissen Komfort nicht missen möchte. Anders formuliert: Ich schleppe lieber als mal zu frieren („ggf. lohnt es sich aber diese Ausage mal zu hinterfragen, „weniger kann manchmal mehr sein; mehr Spaß machen, einen nicht an die Leistungsgrenzen führen.. letztlich auch eine Frage einer Risikobetrachtung (Eintrittswahrscheinlichkeit/Konsequenzen).
Resümee - würde ich die Lowa für New Zealand wiederkaufen?
Nach den bergigen Ben Lommond, Roy’s Peak, den Great Walks Kepler, Milford, Routbourn und der Able Tasman Küstenwanderung zwischen 20 Grad und Sonne bis Regen und 10 Grad und von Fels über Sand: Ja, bin eigentlich sehr angetan, wäre da nicht das Problem mit dem mangelnden Grip bei Nässe. Das kläre ich noch daheim mit dem Hersteller ab. Bei trockenen Verhälnissen und felsigen, rauchen Untergrund haben die Schuhe einen wirklich sehr guten Gripp. Bei Nässe ist eine der vielen Sohlen (Gummimischung, Profil, Aufbau) des amerikanischen Markführers Vibram um längen besser. Da dieser natürlich sich seine seit Jahren dominierende Stellung in Markt auch bezahlen lässt (Patente, Gebrauchsmustet), versuchen sich - wie schon erwähnt - andere Prominente Hersteller wie Continental oder Michelin neben den „Eigenkonstruktionen“ der Schuhhersteller im Markt.
Ich werde nach meiner Rückkehr wieder mit Lowa Kontakt aufnehmen um den Sachverhalt zu klären (bei Interesse am Ergebnis, bitte die Kommentarfunktion im Blog nutzen).
Nachtrag: Auf der Küstenwanderung habe ich mir links und rechts an den großen Zehen vom häufigen Auf- und Ab, also vom Küstenline hoch auf 100 oder 200hm und wieder auf Meereshöhe, Blasen geholt, witzigerweise. Mir ist nicht klar warum, da die Schuhe ja wirklich sehr gut passen.
Vermutungen:
.... Ein ausgeprägter Fersenabsatz verbessert Halt und Bremswirkung beim Abstieg. Auch entlastet eine große Sprengung (= Höhendifferenz zwischen Ferse und Vorfuß) die Wadenmuskulatur beim Aufstieg .... .
Nachtrag (Juni/Juli 2018)
Zwischenzeitlich hatte bezüglich der Griffigkeit der Sohle Mailwechsel und auch telefonischen Kontakt mit dem ausgesprochen kompetenten und freundlichen Leiter des Lowa Service:
a) Vibram ist eine italienische Firma, die nicht selbst fertigt.
b) bezüglich der Arco Sohle gab es bis dato keinerlei Reklamationen (was ein Blick auf die interne Fehlerstatistik zutage brachte).
c) und ja, das Angebot die Sohle kostenlos zu wechseln stand weiterhin. Neu auch das Angebot eine andere Sohle zu montieren.
d) Beides habe ich vorerst nicht in Anspruch genommen, da das „Fehlberhalten“ der Sohle nachvollziehbar sein sollte.
Ergo: Ich bin bei Regen links mit dem Hanwang Lhasa (Vibram) und am rechten Fuß mit dem Lowa Arco (herstellereigene Sohle) unterwegs gewesen.
Ergebnis: Kein Unterschied (nicht zu glauben!)
Da ich im Januar/Februar in Deutschland wie in Neuseeland auf nassen Teer mehrmals beinahe „auf die Nase“ gefallen wäre, .... war zu dem Zeitpunkt die Sohle definitiv „slippery“.
Mögliche Erklärungen:
1) Die hiesigen Außentemperaturen bei den Regentagen im Juni und Juli bei ca. 16 Grad Celsius. Anfang des Jahres hier und dann in Neuseeland in Queenstown bei der Ankunft bei ca. 8 Grad (natürlich kann das einen Einfluss haben - siehe auch Gummimischung Sommer/Winterreifen).
2) Die Schuhe müssen sich erst Einlaufen um Grip zu erhalten (ähnlich der Reifen in der Formel 1)
Wie geht’s weiter?
Ich werde mal im Herbst bei kühleren Temperaturen und Regen einen finalen Test durchführen. Das Ergebnis werde ich nur auf Nachfrage kommunizieren, da den Blog nach der langen Zeit „eh keiner mehr liest“.
Und: Ich war mit dem Arco in unseren Bergen auf Wanderungen unterwegs: Bin total begeistert!
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Anmerkung zum Damenmodell Hanwag Lhasa:
Die Lhasa besitzen einen - für mich - ausgesprochen angenehmen Kompromiss zwischen Abrollverhalten, Dämpfung der Sohle/des Absatzes. Zusammen mit dem verwendetem Yak-Leder als Innenfutter schon fast ein „Hausschuh“.
Summa Summarum: Ich bin ausgesprochen angetan von meinen Lhasas!
Anmerkung zum Hanwang Alaska:
Die Hangwang haben eine relativ unflexibele Sohle (da fürs Hochgebirge konzipiert) und damit auf einfacherem Gelände ein unbequemeres Abrollverhalten.
Hinweis zum Impregnieren von Lederschuhen (nicht Wildleder)
Hinweis zu Lederschuhen mit Membran, z.B. GoreTex: Hier ist es vermutlich sinnvoller mit einem Impregnierspray zu arbeiten und zur Pflege auf die Empfehlung des Herstellers zu achten. Noch was: Es ist normal, dass eine Membran im Laufe der Jahre an den Knickstellen bricht und dadurch die Regendichtigkeit verliert. Eine Imprägnierung a‘ la Lederschuh hilft natürlich führt dann vermutlich aber zu einer „Fußsauna“.
2. Wanderstöcke
Bei Interesse?
3. Bei Interesse
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